Starker Zuspruch für den Historischen Nachmittag in Damme

Vor mehr als zehn Jahren hatte sich Maria Busch aus Montabaur im Westerwald in ihrer Facharbeit am Gymnasium mit der Auswanderung ihrer Großeltern von Rüschendorf nach Pommern Ende der 1920er Jahre beschäftigt. Wie Prof. Dr. Michael Hirschfeld, Vorsitzender des Geschichtsausschusses, zu Beginn des 335. Historischen Nachmittages des Heimatbund-Geschichtsausschusses in Damme betonte, sei er schon damals durch einen Pressebericht auf das Thema aufmerksam geworden.

Aber er habe eine Einladung erst aufgeschoben, dann sei Corona gekommen.

Umso mehr freute er sich darüber, dass Maria Busch das Thema in der Zwischenzeit nicht losgelassen hat. Inzwischen beruflich an der Universität Halle als Logopädin tätig, war sie gern bereit, gemeinsam mit ihrem Vater Norbert Busch den Weg nach Damme für einen Vortrag auf sich zu nehmen. Mit der Scheune Leiber hatten die Veranstalter nicht nur ein passendes Ambiente gewählt, sondern konnten auch dem Zustrom von mehr als 130 Gästen gerecht werden. Zu den zahlreichen interessierten Zuhörern gehörten u.a. Offizial und Weihbischof Wilfried Theising, Heimatbund-Präsidentin Manuela Honkomp und Dammes Bürgermeister Mike Otte. 

Norbert und Maria Busch gaben in ihrem Vortrag anhand zahlreicher Fotos und Dokumente aus Familienbesitz ein anschauliches Bild von den Lebensverhältnissen der Heuerleute im Raum Damme in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts und stellten dem Einblicke in die neue Lebenswelt der Auswandererfamilien auf dem ehemaligen Gut Schönow im Kreis Pyritz in Pommern gegenüber. Dort wurde den Siedlern zum einen ein höheres Maß an Wohlstand als in der Heimat geboten, zum anderen setzten sie ihre alten sozialen Kontakte fort, wozu auch die katholische Diasporasituation beitrug, die ihnen zu einer eigenen Kirche, aber kaum zu Kontakt mit der evangelischen einheimischen Bevölkerung verhalf. Im Alltag wurde weiterhin Dammer Platt gesprochen und die neue Kirche erwies sich schnell als gesellschaftlicher Mittelpunkt der Dorfgemeinschaft, in der zahlreiche Hochzeiten stattfanden und 1937 mit Franz Busch sogar ein Siedlerkind seine Primiz feiern konnte. Bedingt durch den russischen Einmarsch Anfang 1945, bei dem der Ortspfarrer Paul Sawatzke ermordet wurde, weil er Vergewaltigungen verhindern wollte, blieb die schöne neue Lebenswelt der Dammer Pommernwanderer nur Episode. Sie kehrten als mittellose Flüchtlinge in ihre Heimat zurück, wo sie sich mühsam nochmals eine neue Existenz aufbauen mussten.

Mit Hilfe von zwei Zeitzeugengesprächen konkretisierten die beiden Referenten ihre Ausführungen über das Schicksal dieser Auswanderergruppe, die auf Auskünften vieler Siedlerfamilien basierten. Etliche von deren Nachfahren verfolgten sehr interessiert den Vortrag und suchten im Anschluss das Gespräch mit Norbert und Maria Busch.     

Weihbischof Wilfried Theising; Bürgermeister Mike Otte; Vorsitzender Prof. Dr. Michael Hirschfeld; Maria Busch, Norbert Busch, Präsidentin Manuela Honkomp; Foto: N. Wolf

Weihbischof Wilfried Theising; Bürgermeister Mike Otte; Vorsitzender Prof. Dr. Michael Hirschfeld; Maria Busch, Norbert Busch, Präsidentin Manuela Honkomp; Foto: N. Wolf