Tunscheren
Begriff | Definition |
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Tunscheren |
WAS? Silvester- und Neujahrsbräuche haben oft mit damit zu tun, anderen Streiche zu spielen. Genau dies ist der Sinn der "Tunschere" oder "Tuunschere" bzw. des "Wäperrauts". Die aus mehreren langen Hölzern hergestellten Gebilde (mit einem scharfen Messer werden Späne von unten nach oben auf der Oberfläche zusammengekräuselt bis ein dichtes "Knäuel" entsteht) werden auf Trägerbrettchen zusammengeschraubt, gern auch noch verziert mit buntem Krepppapier, und als "Tuunschere" bei Nachbarn und Freunden am Silvesterabend in der Dämmerung heimlich ins Haus gebracht, ohne dabei erwischt zu werden. Dabei muss der Bringer "Wäp! Wäp!" oder "Tun! Tun!" rufen und schnell davon laufen. Die Hausbewohner versuchen natürlich, den Witzbold zu fangen. Gelingt dies, gibt es verschiedene Vorgehensweisen, z.B. wird der Erwischte mit Hochprozentigem bewirtet. Wird der Streichspieler nicht erwischt, bekommt er die "Tunschere" am Vorabend des 6. Januar zurückgebracht. Eine weitere Variante des Brauchs ist auch die Ergänzung der Tunschere mit Geschenken oder Neujahrsbriefen, Tannenbaumschmuck oder Kerzen. SEIT WANN UND WO? Überliefert ist dieser Brauch wahrscheinlich bereits seit dem 11. Jahrhundert. Ursprung bzw. Hintergrund des Brauchs ist die Pflege nachbarschaftlicher Beziehungen und Freundschaften durch das gegenseitige Necken und den Spaß. Wahrscheinlich war auch eine Liebesbezeugung damit verbunden. Den Brauch gibt es im ganzen Nordwesten, wobei die verwendeten Hölzer sehr unterschiedlich sind. Wegedorn bzw. Hagedorn als Holz ist wahrscheinlich auch Namensgeber für das "Wäperraut" während "Tuunschere" auf das saterländischen Wort für "Abschaben" zurückgeht - denn das charakteristische Merkmal sind ja die abgeschabten Fransen. Quelle: Sitte und Brauchtum in Löningen; www.raddetal.de |